Bromeis - Innenraumentwürfe 2

Im neuesten Geschmack: Johann Conrad Bromeis

und seine Innenraumentwürfe in den 1820er Jahren

Zu den Veränderungen der kurfürstlichen Interieurs durch

Johann Conrad Bromeis in Kassel und Fulda                                       


Nachdem das Königreich Westphalen 1813 wieder in die preußischen, hessischen und

hannoverschen Fürstenstaaten zerfallen war, begannen die Regenten sogleich ihre Regierungssitze entsprechend ihres Repräsentationsanspruches zu erneuern. Im Kurfürstentum Hessen war es der Architekt Johann Conrad Bromeis, der mit dieser Aufgabe betraut wurde.

J. C. Bromeis, gleichaltrig mit G. L. F. Laves, war wie dieser ebenso Schüler von Heinrich

Christoph Jussow an der Kasseler Akademie gewesen. So bietet sich hier eine gute

Vergleichsmöglichkeit, um zu sehen wie der französische Staatsstil Napoleons in Deutschland weitergeführt und im Sinne des Spätklassizismus entwickelt wurde. Neben dem Neubau des Roten Palais am sogenannten Weißen Palais waren es vor allem Schloss Wilhelmshöhe, Schloss Bellevue und Schloss Wilhelmsthal, die es nach dem politischen Umschwung im Auftrag der Kurfürsten wieder herzurichten galt.


Im Vortrag stelle ich Raumausstattungen von J. C. Bromeis exemplarisch vor.  Viel ist durch den Bombenabwurf 1943 und 1945 zerstört worden. In der rechtzeitig ausgelagerten Grafik-Sammlung von Hessen Kassel Heritage sind aber die meisten Interieur-Entwürfe archiviert und heute in der Objektdatenbank online zugänglich.


Frühe Beispiele der Interieur-Malerei sind die Entwürfe für das Corps de Logis von Schloss Wilhelmshöhe aus dem Jahr 1810, die Bromeis im Auftrag König Jérômes ausgeführt hatte. Unter Kurfürst Wilhelm II. konnte er dann ab 1822 die Inneneinrichtung nach dem dann neuesten Geschmack gestalten.

Ein Auftrag in Wilhelmshöhe bezog sich auf das Ballhaus neben dem Schloss. Dieses war in den Jahren 1808/1809 von Leo von Klenze im Auftrag von Jérôme Bonaparte als Theater erbaut worden und erhielt die prachtvolle, heute umsichtig restaurierte Innenausstattung durch Johann Conrad Bromeis erst im Jahr 1828 . Zahlreiche Entwürfe zu den Wandmalereien, Möbeln bis hin zu den Vorhängen liegen vor.


Weiter wird noch das Rote Palais am Friedrichsplatz thematisiert, das als Bromeis Hauptwerk gilt und dessen aufwendige Innenausstattung den Style Empire weit über Kassel hinaus bekannt machte. Die gesamte Ausstattung hier im Residenzpalais, mit Ausnahme weniger Teile wie Kronleuchter und Seidentapeten, war das Werk kurhessischer Künstler und Handwerker.

Auch an der Umgestaltung von Interieurs im Schloss Bellevue an der Schönen Aussicht und für das Rokoko-Hoftheater am Opernplatz war der Oberbaudirektor federführend beteiligt.


J. C.  Bromeis war ebenso zuständig für die Erneuerung der Repräsentations-Räume im Stadtschloss in Fulda und im benachbarten Schloss Fasanerie in Eichenzell. Denn das Großherzogtum Fulda wurde 1816 infolge des Wiener Kongresses Teil von Kurhessen. Diese Raumausstattungen haben bisher in der Forschung wenig Beachtung gefunden.


Sabine Thümmler, Januar 2024

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