Rundgänge
Heinrich Schütz auf der Spur
Heinrich Schütz in Kassel und die Renaissance-Kultur am Hofe Landgraf Moritz des Gelehrten von Hessen
Ausgearbeitet von Karl-Hermann Wegner als Angebot zum Landgraf-Moritz-Tag am 25. Mai 2022
Eine Führung mit dem Aufsuchen von Orten, an denen Heinrich Schütz gewohnt, gearbeitet, musiziert hat.
Der Rundgang wirkt bestens, wenn Karl-Hermann Wegner selbst die Stationen erläutert. Dank der Kurztexte zum jeweiligen Wirkungsort lässt sich der Rundgang aber auch allein, das Infoblatt zur Hand, mit großem Gewinn absolvieren. Das Blatt als PDF, zum Ausdrucken.
Ausgangspunkt Brüderkirche, Dauer: ca. 90 Min. (ca. 1,5 km)
Die Führung möchte den Festvortrag und das gestellte Thema mit der lokalen Anschauung der Aufenthalts- und Wirkungsorte von Heinrich Schütz verlebendigen.
Brüderkirche: Umgestaltung der typischen Bettelordenskirche (1292-1378), die heute den Raumeindruck bestimmt, durch Landgraf Moritz zur Zeit von H. Schütz gemäß der calvinistischen „Verbesserungspunkte“ (1605) zur Predigtkirche mit der Orgel von Hans Scherer aus Hamburg (1614).
Renthof: Die Bauten des Karmeliterklosters (seit 1292) wurden unter Lg. Moritz für seine Hofschule „Collegium Mauritianum“ umgebaut; Ausbildungs- und Wohnstätte von H. Schütz 1599-1608. Die verschiedenen Bauphasen sind erhalten ebenso wie die Renaissance-Portale und der prächtige Apollobrunnen von Wilhelm Vernucken.
Rondell und Ort des Landgrafenschlosses: Mittelalterliche Vorgängerbauten (Ersterwähnung Kassels 913) waren zur Zeit Schützens zur großzügigen Residenz der Landgrafschaft Hessen geworden, des bedeutendsten Flächenfürstentums in Mitteldeutschland. Die Schlosskirche mit der Scherer-Orgel war regelmäßiger Einsatzort des Chorknaben und später Hoforganisten H. Schütz.
Gelände der „Rennbahn“: Südwestlich des Schlosses lag der von Lg. Moritz angelegte Turnierplatz mit Zuschauerrängen für die Bürger und im abschließenden Halbrund für den Hof mit „Judizierhaus“;
Ort prächtiger Turniere, Ritterspiele, Aufzüge und „Inventionen“ nach dem Vorbild der „Trionfi“ in Florenz (dokumentiert von Wilhelm Dillich). Dem entsprachen die Randbauten, das Ballhaus (1592) und das
Ottoneum (1604-06): An diesem ersten erhaltenen, festen Theatergebäude Deutschlands sind zwei Fassaden original erhalten, auch die Türe, durch die Kasseler Bürger über eine Rampe die Vorstellungen besuchten. Hier vereinigten seit 1604 fest engagierte englische Schauspieltruppen Literatur, Akrobatik und Musik. Der Bau diente später u. a. auch als „Kunsthaus“ den fürstlichen Sammlungen, dem „Collegium Carolinum“, seit dem 19. Jahrhundert bis heute als Naturkundemuseum.
St. Martinskirche: Seit der Reformation war die (ursprünglich) spätgotische Hallenkirche (1350-1452) kirchlicher Mittelpunkt der Landgrafschaft (heute Bischofskirche der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck); zur Zeit von Heinrich Schütz mit der prächtigen Orgel von Hans Scherer d. Ä. aus Hamburg (1610) Ort der großen Kirchenmusik. Hauptsehenswürdigkeit: das monumentale Grabmal Landgraf Philipps des Großmütigen, ein Hauptwerk der deutschen Renaissance (1567-1572).
Marstall: Er gehörte zu dem Kranz höfischer Bauten rund um das Landgrafenschloss. Erbaut 1591-93, befanden sich hier über den Stallungen in den beiden Obergeschossen die fürstliche Bibliothek, Ursprung der späteren Hessischen Landesbibliothek mit ihren Handschriftenschätzen (heute unter dem Dach der Universitätsbibliothek Kassel), die Kunstsammlungen und das „Raritätenkabinett“.
Der stark vereinfachte Wiederaufbau beherbergt jetzt die Markthalle und das Stadtarchiv.